[1] Die ersten Posaunenfeste 1862 und 1868 in Jöllenbeck
Rund 20 Jahre nach seiner
Gründung lädt der Jöllenbecker Posaunenchor im Jahr 1862 alle bis dahin gegründeten Chöre
im Gebiet des "Rheinisch-Westphälischen Jünglingsbundes" zu einem ersten
überregionalen "Bundes-Posaunenfest" nach Jöllenbeck ein. Er begründet damit eine
Festtradition, die bis zum heutigen Tage reicht. Im "Jünglingsboten" wird herzlich
um Teilnahme geworben: "Unser lieber Pastor Volkening in Jöllenbeck will gern mit allen
Posaunenchören im Jünglingsbunde solch einen Sabbath des Blasens in Jöllenbeck feiern. Das
wäre nun sehr schön, wenn wir, da er so oft uns besucht hat an unseren Festen, nun auch
einmal ihn an seinem Feste besuchen könnten". Mit einer Festanzeige im "Conservativen
Volksfreund" (Minden) werden die Ravensberger zum Fest eingeladen und den aktiven Bläser
die nach dem "Choralbuch von Rink" zu probenden Lieder aufgegeben.
|
|
|
(1) Pastor Joh.-H. Volkening,
Jöllenbeck (1796-1877)
|
(2) Lehrer Heinrich Budde,
Laar (1827-1904)
|
(3) Pastor Eduard Kuhlo,
Gohfeld (1822-1891)
|
Die gleiche Zeitung gibt
darüber folgenden (gekürzten) Bericht:
"Heut war wieder Festtag in Jöllenbeck; die
Jünglingsvereine mit ihren Posaunenbläsern feierten ihr Jahresfest und an Freude und
Fröhlichkeit hat es auch diesmal nicht gefehlt. Von nah und fern waren die Posaunen-Chöre
erschienen, von Wupperfeld, Hörde , Volmarstein, Brokhausen, Hüllhorst und Hollenstein und aus Jöllenbeck selbst hatten sich nicht
weniger als 71 Posaunisten zusammengefunden, die dem Feste eine ganz besondere Weihe mit den
mächtigen Klängen ihrer Instrumente verliehen.
Mit dem Choral: "Wachet auf, ruft uns die Stimme", hatten die Posaunisten frühe
schon vom Kirchhofe her die Gemeinde geweckt. Am Nachmittage 2 Uhr begann die
eigentliche Feier des Tages. Vor und neben der Orgel erfüllte die Schaar der Posaunenbläser
die Empore der Kirche; vor dem Altare hatte ein Jungfrauen-Sänger-Chor Platz genommen; und wechselnd wirkten beide Abtheilungen zur Hebung der Feier. Es ist
doch etwas Gewaltiges, wenn eine solche Zahl von Posaunen den Gesang einer sangeskundigen
Gemeinde begleitet; das Herz muß sehr kalt sein, das von diesem dahinbrausenden Strom der
Tonwellen nicht ergriffen wird.
Nach beendigtem
Gottesdienst zogen die Jünglinge und Männer nach dem Kolonate von Hauptmann. Die große
Deele faßte nicht die Menge der Erschienenen; auf dem grünen Baumhofe mußten noch
zahlreiche Festgäste Platz suchen; Kaffee, Kuchen und Butterbrod wurden herzlich und
freundlich an Alle verabreicht. Wechselnd ließen nun die Posaunen-Chöre und die
Jünglings-Gesangs-Vereine ihre Productionen hören; den Preis trugen wohl die Posaunenbläser
mit dem ungemein lieblich und schön vorgetragenen: "Harre meine Seele"
[Missionsharfe Nr. 72] davon; was auf diesem Gebiet binnen wenigen Jahren von einfachen Webern
und anderen Handarbeitern geleistet worden, setzt selbst den Kunstkenner in Erstaunen. Pastor
Siebold aus Schildesche schloß die Feier, - nachdem kurz vorher der Amtmann Meyer ein Hoch,
das volltönend begleitet wurde, auf Se. Majestät den König ausgebracht, - mit einer
eindringlichen, markig scharfen Betrachtung über l. Korinther 16, Vers 13: "Wachet,
stehet im Glauben, seit männlich und seit stark." Dann zogen die Schaaren heim nach Ost
und West, nach Süd und Nord, - und der Festsegen wird auch hoffentlich dieser Feier nicht
fehlen."
< weiter auf Seite 2 >