Die Posaunenstraße in Jöllenbeck
Straßennamen erzählen Geschichte. Die
heutige Deliusstraße in Jöllenbeck - so benannt nach der anliegenden
Seidenweberei C. A. Delius & Söhne - ist um die Jahrhundertwende 1900 ein unbefestigter
Feldweg, der über die Felder und den Bauernhof Dünkeloh zur
Horstheide führt. Hier erbaut im Jahre 1900 der Seidenweber und Helikontuba-Bläser
Peter Wehmeyer (1852 - 1934) ein Wohnhaus. Es erhält die Hausnummer Niederjöllenbeck Nr. 175.
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Kirche Jöllenbeck(1900) - Peter Wehmeyer mit Helikontuba (1906) - Peter Wehmeyer mit Tuba (1877) |
Als
einige Jahre später im Zuge weiterer Wohnbebauung in
Jöllenbeck Straßennamen eingeführt werden, wohnt dort inzwischen ein kleines Posaunenchor-Emsemble von
fünf Bläsern: Peter Wehmeyers Söhne Wilhelm und Heinrich, sein Mieter
Fritz Heienbrock und sein Nachbar Wilhelm Klöne. Wie im Volksmund erhält der
Weg auch amtlicherseits den Straßennamen "Posaunenstraße".
Peter
Wehmeyer gehört seinerzeit zu den führenden Männern im Jöllenbecker
Jünglingsverein und Posaunenchor. Im Jahr 1886 wird er in den Vorstand
gewählt. "Peider", wie er überall genannt wird, ist ortsbekannt für
seine musikalischen und kirchlichen Aktivitäten, seine Fröhlichkeit und seinen treffenden Humor. Wenn sich ein Fest oder
eine Ansprache nach seinem Gefühl zu sehr in die Länge zieht, gibt er
unübersehbar mit seinem hochgestreckten Helikon das Zeichen zum Ende zu
kommen: "Wui müot den Sack teobuinen." (Wir müssen den Sack
zubinden.) Er ist mit der Bibel oder einem Andachtsbuch auf den Knien
für jung und alt ein begabter und geschätzter Vorleser.
Im fortgeschrittenen Alter engagiert er sich - soweit es seine Kräfte
zulassen - für alte und kranke Menschen in der Gemeinde. Mit seinen
täglichen Besuchen wird er für sie ein einfühlsamer Seelsorger.
Literatur:
[1] Wiechen-Siekmann, Klara, De Posaunenstrode, in: Jöllenbecker Heimatblättern, S. 1492-1493;
[2] 100 Jahre Evangelischer Männer- und Jünglingsverein zu Jöllenbeck e.V.,
Bielefeld 1938, S. 22, 27, 28