[1] Posaunenunterricht in Düsselthal (1840-1842)

Nach etwa zwei Jahren unsicheren Experimentierens mit Musikinstrumenten verdichtet sich die Suche nach neuen Musizierformen in dem klaren Ziel: "Wui müot Posaunen hebben!" (Wir müssen Posaunen haben!) Für die Instrumentenwahl gibt es naheliegende Gründe: Sie suchen Musikinstrumente, deren Volumen geeignet ist, den Chorgesang zu stützen, deren Klang sich auch beim Musizieren im Freien mit größeren Sängergruppen nicht verliert und die bei Wind und Wetter gestimmt und spielbar bleiben. Die Blechblas-Instrumente erfüllen weit mehr als alle anderen diese Wünsche. Weil Posaunen und Trompeten in der Bibel als geheiligte Musikinstrumente gelten, sind diese nach dem Verständnis damaliger Zeit für christliche Musik auch eindeutig biblisch legitimiert.

Graf Recke Wie die Jöllenbecker ihren Plan hochmotiviert in die Tat umsetzen, wie sie zu ihren ersten Blasinstrumenten kommen und deren Spiel erlernen, das alles klingt heute wie eine märchenhaft-abenteuerliche Geschichte. Sie ist in vielen Varianten nieder geschrieben worden.  Es ist nicht nur musikalisch, sondern auch geographisch ein langer und beschwerlicher Weg, den die Jöllenbecker für ihren ersten Posaunenunterricht unter ihre Füße nehmen. Drei von ihnen sind uns namentlich bekannt: Büscher, Heidemann "aus der Horstheide" und Wilhelm Rüter (1809-1887). Sie machen sich in den Jahren 1841 / 1842 auf den langen Weg zu den "Kinder-Rettungsanstalten" des Grafen Adelberdt von der Recke-Volmerstein (1791-1878) in Düsseltal (heute ein Stadtteil von Düsseldorf).

Pastor Volkening schreibt 1854 dazu, "dass sich in seiner Gemeinde schon seit dem Jahre 1840 ein solcher Posaunenbläserchor unter dem Jünglingsvereine gebildet hat und zwar im Anfang also und dadurch, dass vier Jünglinge 1/2 Jah. in Düsselthal bei dem Herrn Grafen v. d. Recke Volmarstein umsonst dienten und dafür dort das Posaunenblasen erlernte, dann sich aber in hiesiger Gemeinde fortwährend selbst ergänzte und fortbildete."

Klappenhorn Im Jahresbericht 1841/42 seiner Anstalten schreibt Graf Recke: "Zur Bestellung unserer Gärten halfen uns zwei Jahre hintereinander einige christliche Jünglinge aus dem Ravensbergischen, die bei freier Station, Unterricht in der Musik erhielten. Sie kamen im Frühling und kehrten im Herbste in ihre Heimath zurück."
Volkenings Pfarramts-Kandidat Gustav Meyer, der schon 1839 von Jöllenbeck nach Düsseltal überwechselt und dort den Dienst als Anstaltsgeistlicher und Hauslehrer übernimmt, knüpft die "historische" Verbindung zwischen "seinem"Jöllenbecker Jünglingsverein und den Düsseltaler Anstalten. Bereits im März 1840 erwägt er, "drei einfache gläubige Bauernburschen aus Jöllenbeck" nach Düsseltal zu holen, um sie dort als Erzieher auszubilden und einzusetzen. Pastor Karl Krummacher, Präses des "Rheinisch-Westfälischen Jünglingsbundes" gibt 1881 in der Zeitschrift "Jünglingsbote" einen detaillierten Bericht zu diesen Vorgängen ...




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